/// Der Wasserturm in Oberföhring

1892 wählte die Gemeindeverwaltung von Oberföhring unter der Amtsführung von Bürgermeister Fritz Meyer (1844 - 1934) einen Wasserausschuss, der 1899 die Wasserversorgung Oberföhrings organisierte. Ein junger Ingenieur der Münchner Tiefbaufirma Mühlhofer und Pfahler, Hans Rebay (1878 - 1959) wurde mit der Planung und Bauausführung beauftragt. (Rebay war der Besitzer des ersten Automobils in Oberföhring und wurde im Kirchenfriedhof beerdigt). Der Wasserturm und das dazugehörige Pumpenhaus wurden im neugotischen Stil und in Klinkerbauweise ausgeführt. Die zahlreich aus dem Isarhang austretenden ergiebigen Hangquellen wurden in dem Pumpenhaus bei St. Emmeram gefasst und das so gesammelte Wasser mit Pumpen, die mit der Wasserkraft des Brunnbaches angetrieben wurden, in den Kupferkessel des 25 Meter hohen Wasserturms gepumpt. Der Turm hatte am Boden einen Durchmesser von 10 Meter und verjüngte sich in einer Höhe von 18 Meter auf 9 Meter, die Wasserkanzel hatte einen Durchmesser von 12 Metern.

 

Der Kupferkessel ruhte in einer Eisenkonstruktion, die mit Eisenleitern erklommen werden konnte. An der Nordseite des Turmes war die Wasserstandsanzeige mit einem weiß/roten Schild angebracht, damit der Pumpenwärter wusste, wann er wieder Wasser nachfüllen konnte. Durch den natürlichen Wasserdruck kam so fließendes Wasser in die Oberföhringer Häuser. Die hölzernen Pumpbrunnen in den Höfen hatten ausgedient. Von den Gesamtkosten der Wasserversorgung von 130.000 Mark entfielen auf den Turm 11.369 Mark.

 

Nach der Eingemeindung im Jahre 1913 erhielt Oberföhring Anschluss an die Münchener Wasserleitung. Der Wasserturm war seiner Funktion beraubt und diente fortan den Kindern als Abenteuerspielplatz. Im Jahre 1962 stimmte der Bezirksausschuss 29 (jetzt 13) der Sprengung wegen Baufälligkeit zu. Zwei Sprengversuchen hielt der Turm stand. Erst nach der dritten Sprengung konnte der Rest des Turmes mit Stahlseilen umgelegt werden. Alle Oberföhringer, die den Turm noch kannten, der mit St. Lorenz und dem Bernheimer Schloss den Wanderer von weitem begrüßte, halten es für eine Freveltat, eines der schönsten Baudenkmäler des Ortes umzureißen.

 

Dieter Vögele,

NordOstMagazin 2009

 

 

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Abbildung:

Ansichtskarte "Gruß aus Oberföhring", Verlag K. Rank, Oberföhring (19058 Ges. gesch. 1908). Zu sehen sind:

 links: Bernheimer Schlösschen

Mitte oben: St. Lorenz mit Wasserturm

Mitte unten: Pfarrhaus von St. Lorenz

rechts oben: Straßenpartie in Oberföhring und Handlung von Rank

rechts unten: Schlosswirtschaft