Prof. Richard Willstätter (18721942)

 

Willstätter stammt aus einer badisch-elsässischen jüdischen Familie aus Karlsruhe und war in Nürnberg aufgewachsen. Nach seinem Studium in München wurde er Professor in Zürich und Berlin. 1915 erhielt er den Chemie-Nobelpreis für seine Chlorophyll- und Pigmentforschungen; er wurde nach München berufen. Auf ihn war das Wort des letzten bayerischen Königs Ludwig III. an seinen Kultusminister Eugen von Knilling gemünzt: "Das ist aber der letzte Jud', den ich Ihnen bewillige!" 1926 zieht er in seine von Oswald Bieber für ihn erbaute Villa in der Möhlstraße 29 ein. Bereits 1924 quittierte Willstätter wegen antisemitischer Strömungen an der Universität seinen Dienst und arbeitete fortan in Bogenhausen als international anerkannter Privatgelehrter für die großen industriellen Forschungslabors. Er war Kunstsammler und Weltbürger mit einem stark deutsch-nationalen Einschlag: "Es war mein Entschluss, in München auszuharren, solange es mit Anstand ging, wenn auch mit Opfern ...". Nach der "Reichskristallnacht" am 9./10. November 1938 erschien aber auch bei ihm, den verschiedene "NS-Größen" gedeckt hatten, die Gestapo und er wurde der gesamten Prozedur der Entwürdigung und Beraubung seines Besitzes unterworfen. Trotz seines Fluchtversuches über den Bodensee wurde ihm schließlich die Ausreise in die Schweiz gestattet, wo er am 3. August 1942, nach Verfassung seiner Erinnerungen, in Muralto (Tessin) verstarb.

 

 

 

Foto: Richard Willstätter, 1916

Text aus: "Auf einmal da waren sie weg ...". Zur Erinnerung an Münchner Juden.", Verlag Ernst Vögel.