Gaststätte »Herzogpark«; historische Ansichtskarte, gestempelt 28.10.1907. privat
Gaststätte »Herzogpark«; historische Ansichtskarte, gestempelt 28.10.1907. privat

Herzogpark (ehemalige Gaststätte)

Flemingstraße 16

Bogenhausen-Herzogpark

Im Mai 1900 kaufte die Terrainaktiengesellschaft Herzogpark München-Gern die Anwesen mit der Adresse Am Priel 1 und Am Priel 2, die Hausnummer 23 in der Montgelasstraße sowie die Besitzungen in der Steuergemeinde Unterföhring um vier Millionen Mark von seiner königlichen Hoheit Herzog Karl in Bayern. Der Grundstückspreis lag bei drei Mark pro Quadratmeter. Die Anwesen Hausummer 1 und Hausnummer 2 am Priel, das waren das ehemalige Jägerhaus des Herzogs Maximilian in Bayern und sein Ökonomiehaus mit der späteren Straßenbezeichnung Flemingstraße 16.

Ursprünglich plante die »Terrain« hier nur eine provisorische Sommerwirtschaft zu errichten, doch dann entscheid sie sich für eine Wirtschaft, die ganzjährig besucht werden konnte. Im Jahr 1903 reichte Architekt Martin Dülfer, Direktor der Terrainaktiengesellschaft, einen Plan für den »Umbau eines Ökonomiegebäudes in eine Gastwirtschaft im Anwesen 2 am Priel« bei der Lokalbaukommission München ein. 1904 war das Wohnhaus mit Wirtschaftslokalitäten, eingebauter Metzgerei, Remise, freistehenden Stallungen und Sommerschenke fertiggestellt. Schnell fand das Ausflugslokal wegen seines reizvoll gelegenen Biergartens großen Anklang bei der Münchner Bevölkerung.

Im Buch »Zu Gast im alten München« wird die Gaststätte wie folgt beschrieben:

»Hunderte von festmontierten Bänken und Tischen, unzählige Klapptische und -stühle standen dem andrängenden Publikum zur Verfügung. Bei den berühmten Maifesten waren bis zu 12 Schänken geöffnet, manchmal musizierten vier Musikkapellen gleichzeitig. Nach dem Maitanz konnten sich die Gäste an prächtigen Feuerwerken erfreuen. 1928 wurden die Räumlichkeiten der beliebten Einkehr erweitert und Tennisplätze angelegt.« Sogar Freilichtaufführungen fanden zur Belustigung im Garten der Restauration 1916 statt.

1905 erwarb Herrmann Neumann, der letzte herzogliche Hofgärtnermeister von Herzog Karl Theodor, ehe der Herzogpark privatisiert und bebaut wurde, die aus den herzoglichen Ökonomiegebäuden hervorgegangene Gastwirtschaft »Herzogpark« samt Biergarten von der Terrainaktiengesellschaft Herzogpark München-Gern, zusammen mit den Ökonomiegebäuden an der heutigen Flemingstraße 70 (ehemals Priel 1b). Hier errichtete Neumann eine Kunst- und Handelsgärtnerei, die noch heute in Familienbesitz ist, die Gaststätte verkaufte er jedoch 1913 wieder an die Terraingesellschaft Herzogpark.

Die Prokuristeneheleute Ludwig und Aloisia Prüfling übernahmen das Wohnhaus mit Gaststätte von der Terraingesellschaft Herzogpark im Jahre 1932 um 68.000 Reichs-Mark, einschließlich 10.000 Reichs-Mark für das Inventar – die Familie führt den Betrieb bis heute. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Wirtschaftsgebäude und der große Tanzsaal zerstört und nur provisorisch wieder aufgebaut. 1953 wurde der Biergarten geschlossen. Weitere Abbrüche und Neubauten fanden im Jahre 1961 statt, auf dem Gelände des Biergartens wurden Tennisplätze angelegt. Das Wirtshaus (nach dem Zweiten Weltkrieg verändert wieder aufgebaut) besteht noch als Club-Lokal der Tennisspieler und auch die alten großen Kastanienbäume zeugen vom weitläufigen Biergarten des vielbesuchten einstigen Ausflugslokals aus der Entstehungszeit des Herzogparks.

Karin Bernst, „Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten“, Kalender 2008

Willibald Karl (Hg.) „Der Herzogpark. Wandlungen eines Zaubergartens, München 2000.

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