Nordansicht Dreieinigkeitskirche mit Hauptportal an der Wehrlestraße, 2017.
Nordansicht Dreieinigkeitskirche mit Hauptportal an der Wehrlestraße, 2017.

Evangelisch-Lutherische Dreieinigkeitskirche

Wehrlestraße 8

Bogenhausen

Die evangelisch-lutherische Dreieinigkeitskirche in Bogenhausen (Merz-/Ecke Wehrlestraße) gehörte zunächst zum Verband der Pfarrgemeinde St. Johannes im benachbarten Haidhausen. Erst 1932 wurde die Gründung einer eigenen Gemeinde und damit eines Kirchenneubaus (seit 1930 bestand eine Notkirche in einer ehemaligen Arbeiterbaracke) beschlossen. Am 19. September 1937 wurde der Bau, den die Gemeinde mit dem Ankauf von Bausteinen im Wert von 1 Reichsmark mitfinanzieren half, feierlich eingeweiht. Der Entwurf mit den romanisierenden Anklängen und dem nordöstlichen Zwiebelturm stammt von Architekt Horst Wünscher.

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche zwar stark beschädigt, aber nicht zerstört, sodass sich bald wieder ein reges Gemeindeleben entwickelte. Ende der 1950er-Jahre wurde sogar der Einbau einer Empore erwogen, um mehr Platz für die wachsende Zahl der Gemeindemitglieder zu schaffen, aber stattdessen kam es zur Errichtung der Nazarethkirche in der Hörselbergstraße am Rande der Parkstadt Bogenhausen. Mit der wachsenden Bautätigkeit in den Außenbereichen des heutigen Stadtbezirks 13 wurden noch weitere Gemeinden selbstständig (Vaterunserkirche, Oberföhring, und Immanuelkirche, Denning), sodass die Dreieinigkeitskirche heute im wesentlichen für die rund 5600 evangelischen Bewohner im Bereich Altbogenhausen seelsorgerisch tätig ist. 2007 gab es angesichts schwindender Gemeindemitgliederzahlen und Finanznöten der evangelischen Landeskirche wieder Überlegungen zur Zusammenführung von Gemeinden im Rahmen einer »Regionalisierung« des Dekanats München.

Am 11. November 2007 wurde an einer Mauer vor der Dreieinigkeitskirche eine Gedenktafel an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Bogenhausen enthüllt.

2012 wurde die Kirche saniert und der Altarraum umgestaltet. Ein neues Lichtkonzept brachte Deckenspots statt der energetisch problematischen Radleuchter und der Taufstein wurde in den Mittelpunkt des Kirchenschiffs versetzt. Diese neue Positionierung rückt die Taufe als erstes Sakrament in eine Achse mit dem Altar. Durch die Umsetzung des Taufsteins entstand eine inhaltliche wie auch optische Leerstelle, die in einem mehrmonatigen Entwurfsprozess zusammen mit der Gemeinde aufgelöst wurde, indem an der rechten Seite ein Vorlesepult und ein Osterleuchter aus schwarz brüniertem Stahl entwickelt wurden. Ein aus dem gleichen Material gestalteter Meditationsort an dem Kerzen angezündet werden können ergänzt das neue Raumkonzept.

Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus forderte auch in Bogenhausen zahlreiche jüdische Menschenleben, zerriss Familien, demütigte, schikanierte, folterte und tötete auf oft schreckliche Weise. Damit sich nicht still und leise allmählich der Mantel des Vergessens über diese Gräueltaten legt, wurde am 11. November 2007 eine Gedenktafel an der Mauer unterhalb des Eingangsportals der evangelischen Dreieinigkeitskirche enthüllt.

Die Gedenktafel ist eine Lösungsalternative zur Diskussion um die so genannten Stolpersteine. 2004 initiierte der politische Künstler Wolfram P. Kastner die Aktion „Auf einmal da waren sie weg …“. Er stellte umfangreiche Nachforschungen zu den Schicksalen jüdischer Bewohner und Bewohnerinnen in Bogenhausen an, erweckte um die 50 unbekannte und vergessene Namen zum Leben, das man ihnen so grausam entriss. Die rekonstruierten Schicksale veröffentlichte er in einem Buch. Die Anbringung der Gedenktafel an der Dreieinigkeitskirche ist ein Ergebnis dieser Aktion und – laut Dekan an der Dreieinigkeitskirche Volker Herbert – eine Lösungsalternative zur Diskussion um die so genannten „Stolpersteine“.

Der Text der Gedenktafel aus Bronze wurde von einer Projektgruppe des Kirchenvorstands der Dreieinigkeitskirche entworfen, das Layout stammt von Jürgen Bartz. Auf eine Namensauflistung wurde bewusst verzichtet, da man keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wollte.

Christus spricht:
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Wir aber haben unsere Augen verschlossen
vor eurem Leid.

Wir erinnern uns
an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus
in Bogenhausen.

Die Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Dreieinigkeitskirche

Literatur:

https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-11033320.PDF

Evangelisch-lutherisches Pfarramt München-Bogenhausen Dreieinigkeitskirche (Hrsg.): 50 Jahre Dreieinigkeitskirche Bogenhausen, München 1987

http://www.sabinestraub.com/dreieinigkeitskirche.html (zur Sanierung 2012)

https://www.yumpu.com/de/document/read/6212290/75-jahre-dreieinigkeit-dreieinigkeitskirche-munchen-bogenhausen (75 Jahre Dreieinigkeit, 2012)

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