»Loambarone« (Ziegeleibesitzer)

 

Bereits im Mittelalter gab es Ziegeleien, aber ihre Herstellung diente lediglich dem Eigenbedarf einzelner Landesherren oder Klöster. Die Ziegelherstellung als privatwirtschaftliche Massenherstellung und damit auch das »goldene Zeitalter« der Ziegeleibesitzer- und betreiber, der im Volksmund spöttisch genannten »Loambarone«, begann erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Der »Ziegeleien-Boom« in München sollte knapp zwei Generationen andauern. Vor 1860 und nach 1920 gab es zum Beispiel kaum eine Handvoll betriebsfähiger und produktiver Ziegeleien in den Ortsteilen der Gemeinde Daglfing, dazwischen jedoch waren es an die 30 Betriebe, die mit der Ziegelproduktion Profit machten. Die Zeit brachte also eine neue Führungsschicht in die »Dörfer auf dem Ziegelland«, die dabei nicht selten die bei ihnen angestellten und unter miserablen Lebensumständen hausenden italienischen Saisonarbeiter ausbeutete. 

 

Zum Teil sind die architektonischen Manifeste der »Loambarone«, ihre Villen und Häuser, als Zeugnisse eines rasanten Unternehmertums der Prinzregentenzeit, noch heute erhalten. Ein schönes Beispiel dafür ist die beinahe unverändert gebliebene Theenvilla (vormals Hartl-Villa) in der Englschalkinger Straße 229.

 

 

stolze Loambarone

 

 

 

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Abbildungen: 

oben: Familien-Gedenkblatt zum 70. Geburtstag des Ziegeleibesitzers Johann Pfeifer aus Ginzheim bei Mainz. Zusammen mit seiner Frau Katharina hatte er 1872 die »Schneider'sche Ziegelei«, Englschalking HsNo 14 (heutige Englschalkinger Straße 221) und 1873 die »Ailer'sche Ziegelei«, Englschalking HsNo 8, erworben.

unten: Familie Rattenhuber fotografiert aus Anlass des Presse- und Bühnenfestes »Überbrettl« im Deutschen Theater, 13. Januar 1902. (Fotograf: Mich. Dietrich)