Schloss Stepperg (ehemals)

Ismaninger Straße 109

 

Im 15. Jahrhundert befand sich in Bogenhausen, fast auf der Höhe des heutigen Herkomerplatzes, der Zaichingerhof als Lehen des Hochstifts Freising. 1630 erwarb die angesehen Münchner Bürgersfamilie Schobinger als Lehensträgers einen Teil des Anwesens und errichtete ein »gemauertes Haus samt Garten«, das in der Folgezeit zu einem Schlösschen aus- und umgebaut wurde. 1640 wurde es zum »Edelsitz« erhoben und Schloss Stepperg (oder auch Stepberg, Steppberg, Steppenberg, Steckberg, Stettberg, Stöttberg) erhielt die Übertragung der niederen Gerichtsbarkeit. Durch Erbauseinandersetzung ging es 1683 in andere Hände über. Die weitere wechselvolle Geschichte Steppergs ist noch nicht erforscht.

 

Im Jahr 1802/1803 erwarb schließlich der damalige bayerische Staats- und Konferenzminister Freiherr Maximilian von Montgelas das Anwesen. In seinem »Gartenhaus Bogenhausen« das er als Sommerresidenz nutzte, wurde Geschichte geschrieben, denn 1805 kam hier der »Bogenhauser Geheimvertrag« zustande. Mit dem Vertrag wurde die Allianz Bayerns mit Frankreich gegen Österreich und Russland begründet und Kurfürst Max IV. Joseph von Bayern erhielt die Königswürde (König Maximilian I. in Bayern). 

 

Aufgrund der Isarregulierung von 1805 und der Folgejahre erwuchsen Montgelas aus dem ehemaligen Augebiet unterhalb seines Schlösschens 117 Tagwerk hochwassersicheres Land, das er von Friedrich Ludwig von Sckell dem berühmten Gartenbaumeister in einen riesigen, Natur- und Kulturgarten umwandeln ließ. 1812 verzeichnet der Katasterplan unter der Hausnummern 23, die Gebäude des Edelsitzes und der unmittelbar anschließenden Schlossanlagen. Von dort aus führen Wege und Anlagen hangabwärts zur Isar hinunter zu den späteren Gartenanlagen. Bis auf wenige Baumreste ist diese Anlage heute gänzlich verschwunden. Eine bronzene Tafel an der Parkmauer des Bundesfinanzhofes in der Montgelasstraße erinnert heute an Skell und Montgelas als den Gestaltern des »neuen Bayerns«. Die Inschrift lautet: »Hier am Edelsitz Stepperg zu Bogenhausen haben sie Staatskunst und Gartenkunst glücklich verbunden.« Montgelas lebte noch 20 Jahre auf Schloss Stepperg. Nach seinem Tod 1839 verkaufte sein Sohn die gesamten Bogenhauser Liegenschaften an Herzog Max in Bayern

 

 

 

Gedenkplakette für Sckell und Montgelas an der Ecke Montgelasstraße/Törringstraße 

 

 

Auf Plänen aus der Zeit nach 1850 wanderte die Bezeichnung „Stepperg“ von der Isarhochkante in die Isarauen hinunter, dort wo die Ökonomiegebäude, die Remisen, die Heustadeln, das Brunnhaus und die Glashäuser des ehemaligen Montgelas-Naturgartens lagen. Heute befindet sich hier der Kufsteiner Platz und die sich ihm anschließende Bebauung. Philipp Gegner hat 2010 mit seiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Weihenstephan diese gärtnerische Kostbarkeit wieder zum Leben erweckt. Die wichtigsten Quellen für seine Rekonstruktion des Montgelas-Naturgartens waren zwei Pläne aus den Archiven des Vermessungsamtes München aus dem Jahr 1886 und eine Gartenbeschreibung des königlichen Botanikers Aloys Sterler. Weitere Quellen, die für die Einordnung der Gartenentstehung eine bedeutende Rolle spielen, waren die Berichtshefte des Obergärtners Seimel an den Grafen Montgelas und ein im Jahr 1833 vom Gartenkünstler J.C. Loudon veröffentlichter Gartenplan. Im Zuge der Quellenvergleiche fanden sich viele Anzeichen, dass der Plan Loudons wahrscheinlich eine Kopie des Sckellschen Planes darstellt.

 

Rekonstruktion und Visualisierung des Montgelas-Naturgartens © Gegner, Philipp (2010) Dauer ca. 8 Minuten

 

 

Der Sohn des Herzogs, Karl Theodor, ein berühmter Münchner Augenarzt, veräußerte am 5. Mai 1900 den Besitz, der sich inzwischen auf 389 Tagwerk erweitert hatte, um 4 Millionen Mark an die »Terrain Aktiengesellschaft Herzogpark München, Gern«. Damit entstand das Bauprojekt und der Name »Herzogpark« und die Parzellierung der früheren herzoglichen Besitzungen in der Isarau zwischen Bogenhausen und Oberföhring-Grüntal zur Bebauung mit Villen.

 

Das Areal des ehemaligen Edelsitz Steppergs kam in den Besitz des Kunstmalers und Fabrikanten Prof. Ernst Philipp Fleischer, der an Stelle des verfallenen Schlösschens 1909 eine überdimensionierte Künstlervilla zu bauen begann. Von Stepperg sind keine Reste mehr erhalten. In die sogenannte »Fleischervilla« zog zunächst der Reichsfinanzhof und nach dem Zweiten Weltkrieg der Bundesfinanzhof, der bis heute hier seinen Sitz hat.

 

 

>> zur Geschichte der »Fleischervilla« und des Bundesfinanzhofs

 

 

 

Abbildungen von oben nach unten: