Der Altar der Johanneskirche

Der Hochaltar aus der Zeit um 1770 ist das Prunkstück in der Johanneskirche. Der Altar misst eine Höhe von 505 cm und wirkt wie hineingepresst in den 335 cm breiten und 517 cm hohen Chorraum. Vermutlich stammt er aus einer anderen Kirche, nämlich aus der Klosterkirche St. Maximilian der Barmherzigen Brüder, deren Einrichtung im Zuge der Säkularisation versteigert wurde. Die Herkunft des Hochaltars mit den dazugehörigen Statuen und dem Baldachin und des auf dem rechten Seitenaltar aufgestellten Gemäldes mit zwei flankierenden Putten wird durch die Kirchenrechnung der Johanneskirche aus dem Jahre 1807/1808 bestätigt: 

 

„Statt dem vorhisigen sehr schlecht bestellt gewesten Choraltar wurde aus dem Gotteshause der Barmherzigen Brüder in München bei dem vor sich gegangenen kommissionalen Verkaufe der Kirchengerätschaften ein anderer beigeschafft, wofür mit Einschluß aller Kosten, welche sich durch Abbrechung, und Zusammenstellung des Neuen 127 Gulden 39 Kreuzer bestritten wurde.“ 

 

Den Altar des heiligen Johannes von Nepomuk, den man damals von den vier Seitenaltären der Klosterkirche als den mit dem geringsten Wert einschätzte, kaufte der Münchner Bürgermeister von Mayr für die Johanneskirche um 75 Gulden. So wie der Hochaltar heute in der Johanneskirche aufgestellt ist, war er nicht konstruiert. Ein noch vorhandener Altarentwurf von Ignaz Günther zeigt uns das Altarbild in der Mitte, umkreist vom Strahlenkranz mit einem großen Engel, Putten, Puttenköpfen und Wolken. Die vasenförmigen Aufsätze, auf dem Altar links und rechts oben, tragen zum Zeichen der Liebe Gottes lodernde Flammenherzen. Von den Bügeln mit der Bekrönung hängen Blütengirlanden herab, die den Strahlenkranz um das Altarbild überschneiden. Da man den Altar in den gegebenen Chor einpassen musste, wurde die Bekrönung nach rückwärts versetzt und die Blumengirlanden neigen sich dadurch nach hinten. Die bestehende Mensa (Altartisch oder auch Deckplatte des Altars) ist nicht die ursprüngliche. Auf dem heutigen Altar befindet sich eine Leuchterstufe, an der von hinten der in der Höhe verkürzte Baldachin befestigt ist. Vormals diente der Baldachin als Folie für das Vorsatzbild (Vorstellbild) und den Putten, die sich nun auf dem rechten Seitenaltar befinden. Eine Aufstellung der Herstellungskosten gibt Aufschluss, aus welchen Teilen ein Seitenaltar bestand:

 

Specification was ein Seitenaltar Theils an Bildhauer, Theils an Fasserlohn geköstet 

der Altar ohne Baldachin, und ohne 2 große Statuen den Bildhauer 230 Gulden 

1 Baldachin samt großen Rahmen 50 Gulden 2 große Statuen 74 Gulden An Mahler und Fasserlohn

2 Bilder das heil. Herz Jesu, und die schmerzhafte Mutter vom Herzogspital 28 Gulden

Von den Altar zu fassen 265 Gulden

Baldachin samt Rahm zu fassen 25 Gulden

von übrige Nothwendigkeiten, also Stein, Maurer, und Trinkhgelter 28 Gulden

Summa 700 Gulden

 

Die obige Rechnung betrifft vermutlich den Altar in Johanneskirchen. Unklar ist, inwieweit die Ensembles, Figuren, Vorsatzbild, zusammengeblieben sind. So stand auf dem Nepomuk-Altar als Vorsatzbild eine Darstellung der Maria vom guten Rat. Das Rokokogemälde auf dem Seitenaltar in der Johanneskirche stellt aber den Wiesheiland dar, der dem Augustinus-Altar zugeordnet war. Warum für Johanneskirchen ausgerechnet der Johannes von Nepomuk-Altar erworben wurde, erklärt man sich dadurch, dass zu diesem Altar die Statuen, die Eltern des Kirchenpatrons Johannes des Täufers, Elisabeth und Zacharias gehörten. Ignaz Günther wurde am 22. November 1725 als Sohn eines Schreiners in Altmannstein im Donautal geboren. Er ging bei Johann Baptist Straub, Hofbildhauer in München, in die Lehre und blieb dort von ungefähr 1743 bis 1750. Nach seiner Lehrzeit begab sich Ignaz Günther auf Wanderschaft. Zur Vollendung seiner Ausbildung ging er auf die damals vorbildliche Akademie nach Wien. Um 1754 kam er nach München zurück. Er erhielt die Rechte eines „hofbefreiten“ Bildhauers, die ihn von den bürgerlichen Steuern befreiten. Aufträge bekam er hauptsächlich von Kirchenstiftungen und Klöstern. Man nimmt an, dass Aufträge nach 1770, zum Beispiel die Seitenaltäre in St. Georg in Bogenhausen, schon größtenteils von seinen Gesellen vollendet wurden, da er durch Krankheit in seiner Arbeit behindert war. Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist die Schutzengelgruppe für die Bürgersaalkirche in München. Ignaz Günther, einer der bedeutendsten Bildhauer Bayerns, starb am 26. Juni 1775 im Alter von fünfzig Jahren in München.

 

 

 

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Text aus: Karin Bernst, Ein Spaziergang durch den Münchner Nordosten, Kalender 2012, München 2012.

Fotos: hpt © Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. (2012)