Ernst Heinrich Ritter von Possart (1841–1921)

 

Ursprünglich gelernter Buchhändler, bildete sich der gebürtige Berliner Ernst Possart beim Berliner Hofschauspieler Wilhelm Kaiser aus und debütierte 1861 in Breslau im »Prinz von Homburg«. 1862 kam er als Charakterdarsteller nach Bern, 1863 nach Hamburg und 1864 nach München, wo er 1872 Regisseur, 1875 Oberregisseur und 1878 zum Schauspieldirektor des Hoftheaters avancierte. Gleichzeitig beförderte man Possart zum Professor. 1887 ging er ans Lessingtheater nach Berlin und dann auf ausgedehnte Gastreisen. 1892 kehrte er nach München zurück und stieg die Karriereleiter weiter hinauf. Er bezog standesgemäß eine Doppelvilla im noblen Bogenhausen, in der Maria-Theresia-Straße 25, zusammen mit Ritter von Klug. Der Kauf dieser Immobile verwickelte ihn und Klug in einen spektakulären Bauskandal, der Possarts Karriere aber nicht weiter hinderlich war, denn schon ein Jahr darauf, 1893, übernahm er als Generaldirektor, 1895 als Generalintendant, die Leitung der königlichen Hoftheater. 1897 wurde er in den bayerischen Personaladel erhoben und trug von da an den Titel Ernst Ritter von Possart. Zwischen 1900 und 1901 war er zusammen mit Max Littmann maßgeblich am Bau des Prinzregententheaters beteiligt und verwirklichte damit die Idee eines Festspielhauses für Wagner-Opern. Mit 64 Jahren zog sich Possart 1905 in den Ruhestand zurück. 1919 kehrte er in seine Heimatstadt Berlin zurück. Dort starb er in Charlottenburg im Alter von fast 80 Jahren am 8. April 1921. In München ist die Possartstraße in Bogenhausen nach ihm benannt.

 

Mit der Darstellung und Inszenierung von Mozarts Werken schrieb Possart, einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Theater- und Musikwelt in München um die Jahrhundertwende, Theatergeschichte. Aber auch seine regelmäßigen Aufführungen von Richard Wagners Werken hatten großen Erfolg. Neben diesen Inszenierungen brillierte er als leidenschaftlicher Charakterdarsteller selbst unter anderem in Rollen wie dem »Hamlet«, »Mephisto« oder »Franz Moor« (seiner Lieblingsrolle). In den Jahren vor seinem altersbedingten Rücktritt als Hofintendant spielte Possart noch einmal möglichst viele seiner großen Rollen, unter anderem auch den Napoleon, besonders in Sardous »Madame Sans Gêne«. Auf diese »Abschiedsvorstellungen« spielt wohl auch die Widmung von Franz von Stuck auf dem Bild unten an.

 

 

 

 

 

 

Abbildungen: 

oben: Ernst von Possart (links) und Max von Schillings, Fotografie von E. Neuhaus, Dortmund, nach 190, Quelle: www.historische-daten.de

unten: Ernst von Possart als Napoleon, Kohlezeichnung von Franz von Stuck, München 1905. Bezeichnung rechts unten: »Dem großen Künstler / Ernst von Possart / zum 28. September 1905 / verehrungsvoll / Franz / Stuck.«