"Terrain-Aktiengesellschaft Bogenhausen-Gern"

 

Am 28. April 1900 schlossen sich zur "Terrain-Aktiengesellschaft Bogenhausen-Gern in München" zusammen:

 

Bertram Graf von Quadt-Wykradt-Jsny, Reichsrat und Königlicher Oberst

Karl Freiherr von Massenbach-Gemmingen, Kämmerer und Major a.D.

Maximilian Graf von Arco-Zinneberg, Königlicher Kämmerer und Oberstleutnant

Dr. med. Adolph Hohe, Königlicher Major a.D. und praktischer Arzt

Ludwig Freiherr von Gumppenberg-Pöttmes-Oberbrennberg, Königlicher Kämmerer, Hofmarschall und Oberstleutnant a.D.

 

Laut Satzung war der Zweck der Gesellschaft die "Erwerbung, Bebauung, Verwaltung und Veräusserung von Liegenschaften aller Art." Die Direktion der AG übernahm Architekt Martin Dülfer, Aufsichtsratsvorsitzender wurde einer der Gründer, Ludwig Freiherr von Gumppenberg-Pöttmes-Oberbrennberg, weitere Mitglieder waren Justizrat Otto Forster, Bankier Josef Gutleben, Dr. jur. August Weidert und Franz Böge, gräflicher Forst- und Garteninspektor. Das Gründungskapital betrug zunächst zwei Millionen Mark, noch im Gründungsjahr wurde es jedoch "zwecks Erwerbung von Terrains" auf sechseinhalb Millionen Mark erhöht.

 

Am 5. Mai 1900 erwarb die Terraingesellschaft von Herzog Karl Theodor den auf Münchner und Oberföhringer Gebiet in Bogenhausen liegenden, 389,3 Tagwerk großen Park der Wittelsbacher Familie. Auf heutige Quadratmeter umgerechnet war das eine Fläche von über 1,3 Millionen Quadratmetern. Landschaftlich äußerst reizvoll erstreckte sich das zu diesem Zeitpunkt völlig verwilderte Gelände von der Max-Joseph-Brücke bis nach Oberföhring, begrenzt von der Isar und dem Isarhang. Kaufsumme: vier Millionen Mark.

 

Die Terraingesellschaft erwarb im Jahr 1900 außer dem "Herzogpark" noch ein weiteres Gelände in einer Größe von ca. 89 Tagwerk in Gern, nördlich des Nymphenburger Kanals. Der Name wurde daraufhin in "Terrain-Aktiengesellschaft Herzogpark München-Gern" umgeändert. Damit wetteiferte die Gesellschaft mit 21 anderen Münchner Terraingesellschaften dieser Zeit um die spekulative Verwertung von Boden. Mit der Bebauung des Herzogparks wurde 1906 begonnen. 1913 standen hier 42 Mietshäuser, 38 Einfamilienhäuser und ein Geschäftshaus, man zählte 1000 Bewohner aus den "besten Kreisen Münchens."

 

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs stagnierten die Grundstücksverkäufe im Herzogpark und im ersten Kriegsjahr 1914 wies der Geschäftsbericht der Terraingesellschaft erstmals einen Bilanzverlust aus. Die Bebauung kam in den folgenden Jahren fast völlig zum Erliegen. Die Terrain-Gesellschaft geriet in finanzielle Schwierigkeiten, die Weltwirtschaftskrise tat ihr Übriges und im Jahr 1928 wurde ihr Vermögen schließlich von der Monachia AG für Grundbesitz in München übernommen. Die AG wurde nach 1936 bereits im Jahr 1941 wieder zum Sanierungsfall. Durch Einbringung von ersteigerten Grundstücken der Neu Westend AG München erlangte 1941 die Deutsche Bau und Bodenbank AG, München und Berlin, die Aktienmajorität (98%).

 

 

 

Literatur:

"Der Herzogpark. Wandlungen eines Zaubergarten", hrsg. v. Willibald Karl, Buchendorfer Verlag, München 2000.

Abbildung:

Aktie der "Terrain-Aktiengesellschaft Herzogpark München-Gern" aus dem Jahr 1927 im Wert von 100 Reichsmark.