Spervogelstraße 12

 

Auf dem Gebiet der heutigen Spervogelstraße 12 in Oberföhring stand im 9. Jahrhundert eine Gedächtniskapelle für den Heiligen Emmeram. Die einzige erhalten Abbildung des Kirchleins ist ein Kupferstich aus dem Jahr 1805.  Auf ihm ist auch die - quasi im »Windschatten« der Wallfahrtskapelle St. Emmeram - im 17. Jahrhundert entstandene Klause mit Schule zu sehen, in der die Kinder der umliegenden Ortschaften von Eremiten unterrichtet wurden. Aus dieser Zeit stammt - laut Denkmalsamt um 1750 - eine bis heute hier erhaltene Sandsteinskulptur eines anonymen Bildhauers, die den Winter darstellt.

 

 

 

 

Bis zur Säkularisation 1803 war die Kapelle St. Emmeram bei Oberföhring eine bedeutsame Wallfahrtsstätte, wovon auch der Auftrag zur prunkvolle Ausstattung mit Stuck und Fresken an die Brüder Cosmas und Egid Asam Zeugnis ablegt. Danach wurden die Eremiten vertrieben und 1820 die Kapelle schließlich abgerissen. Aus ihren Steinen errichtete man das neue Schulhaus für die Oberföhringer Kinder in der Muspillistraße 27.

 

Im Februar 1822 verkaufte die Gemeinde Oberföhring die alte Schulklause für 100 fl. an den Stadtbaumeister Josef Höchl, der das Gebäude abreißen und für sich ein neues Wohnhaus (Föhring, Haus Nr.1) errichten ließ (siehe Abb. oben). Schon im dezember des gleichen Jahres kaufte der »königliche wirkliche Rat und geheime Expeditor« Jakob Prosch das Anwesen um 2600 fl. Wieder einmal hatte der findige Höchl eine Immobilie gewinnbringend an den Mann gebracht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildungen:

oben: Die Höchl-Villa, ehemals Oberföhring, Haus Nr. 1 (heute Spervogelstraße 12), um 1835, damals im Besitz der Metzgerseheleute Klement und Barbara Schäffler, die darin eine Gaststätte »St. Emmeram« unterhielten. Quelle: Karin Bernst, Oberföhring. Das Dorf und seine Bewohner im 19. Jahrhundert, München 2000.

unten: Figur des Winters auf Sockel, wohl aus einem Zyklus der vier Jahreszeiten Sandstein, um 1750, auf dem Gelände der abgegangenen Wallfahrtskirche des Mittelalters und der frühen Neuzeit mit zugehörigem Friedhof »St. Emmeram in Chunntal«.