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In unmittelbarer Nachbarschaft zu den von Vater Josef Höchl erworbenen Ziegeleien im Priel stand auch das Wohnhaus der Familie Höchl (Priel Nr. 8, später Odinstraße 29). Bald nach der Heirat mit der Deggendorferin Antonia Leimer, 1847, beginnt Anton Höchl mit den Plänen zum Umbau dieses Landsitzes zum klassizistischen Schlösschen mit Garten und Hain, den er 1852 beendet. Das Grundkatasteramt der Gemeinde Bogenhausen beschreibt das Anwesen 1886 genau:
»Unter Plannummer [...] das Wohnhaus mit Pferdeställen, dazu Wirtschaftsgebäude mit Kuhstall, Stadel, Holz- und Wagenremisen, dazwischen der Hofraum mit Brunnen und Ziergarten. Vor dem Wohnhaus ein Park mit Sommerpavillon. Zwischen diesem Wohnhaus und dem Höchlschlößl liegt ein Haus-, Baum- und Wurzgarten mit einer Pferdeschwemme, das ganze umgeben von Wiesen und Äckern mit Gebüschen in einer Gesamtfläche von 19 ha. Abgesetzt davon die Ziegelei mit Ringofen und Dampfkamin, ferner drei Trockenstädel und 6 1/2 ha Lehmgrund.«
Die Raumeinteilung des Höchl-Schlössl selbst zeigte sich um 1891 wie folgt: im 1. Stock eine Bibliothek, eine Galerie für die reiche Bildersammlung des Kunstmäzens, eine Hauskapelle und ein Salon sowie ein Wohnzimmer mit Alkoven, ein Arbeitszimmer, ein Malzimmer und zwei Garderoben und im 2. Stock ein Salon, ein Speisezimmer und ein Schlafzimmer. Im Erdgeschoß waren nur die Wirtschaftsräume (Küche, Speise, Mägdekammer usw.) untergebracht.
Anton Höchl |
Heinrich Bürkel | Max von Bayern | Eduard v. Schleich | Hans von Marées |
Damit hatte sich der Gutsbesitzer Anton Höchl ein Ambiente geschaffen, das seiner Gemälde-Sammelleidenschaft und seiner Geselligkeit genügte. Das weit ab, mitten »auf dem Land« zwischen Feldern gelegene Schlösschen wurde bis zum Tod seiner Frau Antonia ein beliebter Treffpunkt der Künstler Münchens. Maler und Musiker (siehe Abbildungen oben), waren aber nicht nur Gäste, sondern wurden vom freigiebigen Höchl immer wieder auch finanziell unterstützt, wenn sie es nötig hatten. 1893 wurde es mit dem Tod seiner Frau jedoch ruhig in der Villa am Priel, Höchl zog sich ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und widmete sich dafür seinen Tieren, die es recht zahlreich auf dem Anwesen gab.
1917
Vier Jahre später, 1897, folgte der kinderlos gebliebene Anton Höchl seiner Frau nach und vererbte das gesamte Vermögen inklusive des Guts im Priel seiner Nichte Mathilde von Orff. Doch auch sie verstarb schon bald (1907) und die eingesetzte Erbengemeinschaft konnte das Anwesen nicht halten. Sie verkaufte es zusammen mit 39 Hektar Grundbesitz am 22.12.1926 an die Stadtgemeinde München, der es sehr an der Beschaffung von Siedlungsland im Münchner Nordosten gelegen war. Die Wirtschaftsgebäude waren bereits im Sommer 1926 also kurz vor dem Verkauf zusammen mit der schon damals stillgelegten Ziegelfabrik abgerissen worden. Das Schlösschen selbst stand beim Eigentümerwechsel leer.
Während die abgeziegelten Lehmflächen des Höchlanwesens nach und nach durch die Stadtgemeinde München zum Bau für neue Wohnanlagen verkauft wurden, baute man 1957 in die Künstlervilla Wohnungen ein. 1982 wurde das unter Denkmalschutz gestellte Gebäude grundsaniert und auch der benachbarte Wotanshain mit der Natterskulptur seinem ursprünglichen Zustand angenähert. 1985 erfolgte die Ausgestaltung der Außenanlagen unter anderem mit einem Teich.
Literatur:
Fritz Lutz, "Ein Münchner Architekturmaler und Mäzen: Anton Höchl (1818 - 1897), Ehrenmitglied des Historischen Vereins von Oberbayern", in: Oberbayerisches Archiv, 112. Band,, München 1988.
Abbildungen von oben nach unten
Ostansicht des Höchl-Schlössls 1926 (Quelle s.o.) und 2008 © dietlind pedarnig (Mouse-Over-Effekt)
Gastgeber und Gäste im Höchl-Schlössl
Das Höchl-Schlössl (links) mit Wirtschaftsgebäuden (Originaltitel: »v. Erff«). Fotografie von Georg Pettendorfer, 24.2.1917. Quelle: Stadtarchiv München, Sign. DE-1992-FS-NL-PETT1-0222
Höchl-Schlössl, Plan des Erdgeschosses, 1926, Stadtarchiv München, Lokalbaukommission 12289.
Höchl-Schlössl, 2008 © dietlind pedarnig