Annette Kolb (1870–1967)

 

Die Schriftstellerin Annette Kolb wurde am 3. Februar 1870 als Tochter des Gartenbauinspektors Max Kolb (er war Leiter der Botanischen Gärten in München) und der französischen Pianistin Sophie Danvin in München geboren. Ihr Vater war der uneheliche Sohn des späteren bayerischen Königs Maximilan II. und einer Hofdame. Ihre Eltern führten in der Münchner Sophienstraße ein offenes, liberales und geselliges Haus – Wagner, Cosima von Bülow und Liszt gingen ein und aus. Dieses musikalisch geprägte Umfeld mag erklärt, warum Annette Kolb später Biografien über Wagner, Mozart und Schubert verfasst hat, aber auch in nahezu jeden anderen Roman autobiografische Elemente über ihre Kindheit, die Großbürgerzeit der Jahrhundertwende und das bayerische Königshaus einfließen ließ. Kolb war eine leidenschaftliche Pazifistin und setzte sich ihr ganzes Leben lang für eine deutsch-französische Freundschaft ein. Diese Haltung führte schließlich während des Ersten Weltkriegs zu einer Brief- und Reisesperre und Kolb emigrierte in die Schweiz. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging sie 1933 ins Exil nach Paris und wurde französische Staatsbürgerin. 1941 gelang ihr die Flucht in die USA. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte sie sowohl im schweizerischen Badenweiler als auch in Paris und in ihrer Geburtsstadt München.

 

»Ich lebe ja hier ganz abgeschlossen«, notierte die 93-Jährige im Jahr 1963 und meinte damit ihre Wohnung in Bogenhausen in der Händelstraße 1 es sollte ihr letzter Wohnsitz in den Jahren 1961 bis 1967 sein. Die Stadt erinnert in einer Gedenktafel daran. Hochbetagt und verehrt starb die unter anderem mit Rainer Maria Rilke, Wilhelm Hausenstein und Renée Schickele befreundete Schriftstellerin hier in Bogenhausen, wo sie auch am Bogenhauser Friedhof begraben wurde. Sie erhielt unter anderem den Orden »Pour le mérite für Wissenschaft und Künste« sowie das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern. Literarisch hat sie Thomas Mann in seinem Roman »Doktor Faustus« als Jeanette Scheurl verewigt. In München gibt es ihr zu Ehren den Annette-Kolb-Anger im Stadtteil Ramersdorf-Perlach.

 

 

 

 

 

Literatur:

Rudolf Reiser: Alte Häuser, große Namen, München 2009.

Armin Strohmeyr: Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern, München 2017.

 

Abbildungen von oben nach unten:

Porträt Annette Kolb, Kohlezeichnung von Günter Ritter, 1965.

Grabkreuz auf dem Friedhof von St. Georg  hpt©Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V. 2020.