Prinzregent Luitpold Karl Joseph Wilhelm von Bayern (18211912)

 

Der Sohn Ludwigs I. und jüngere Bruder der Könige Maximilian II. von Bayern und Otto I. von Griechenland beginnt schon mit 14 Jahren eine Militärlaufbahn und sein Vater macht ihn 1835 zum Hauptmann der Artillerie. Er bringt es in den folgenden Jahren zum Generalmajor, Armeekommandanten, Feldzeugmeister und schließlich 1869 zum Generalinspekteur der Armee.

 

Luitpold unternimmt ausgedehnte Auslandsreisen und lernt so seine spätere Frau Erzherzogin Auguste Ferdinande von Österreich-Toskana, die Tochter des Großherzogs von Toskana, kennen, die er 1844 in Florenz heiratet. 1886 wird sein Neffe König Ludwig II. entmündigt und Luitpold übernimmt (als dritter Sohn von Ludwig I.) für ihn und nach dessen Tod für seinen geisteskranken Neffen Otto I. (Bruder Ludwigs II.) als Prinzregent mit 65 Jahren die Regierungsgeschäfte in Bayern. Niemand glaubt, dass er für 26 Jahre an der Spitze Bayerns stehen wird. Bald aber wird der leutselige Großvater zur bayerischen Personifizierung der "guten, alten Zeit" - wohl auch, weil sich erst nach seinem Tod am 12. Dezember 1912 mit Weltkrieg und Revolution die lang aufgestaute "neue Zeit" gewaltsam Bahn bricht. Luitpold gelingt es, das mit dem Ende des "Märchenkönigs" Ludwig II. von Bayern erschütterte Ansehen der Monarchie wieder herzustellen und selbst zum Objekt volkstümlicher Verehrung zu werden. Zeitlebens bleibt er des "Reiches Verweser" an Stelle des geisteskranken Neffen Otto. Als "Reservekönig" in einem entmachteten Staatswesen avanciert Luitpold zum Landesvater und Taufpaten einer ganzen Epoche - der Prinzregentenzeit.

 

 

Prinzregent Luitpold auf der Jagd,

Gemälde von Franz Defregger

 

 

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ludwig II., der sich immer mehr in die Einsamkeit zurückzog, zeigt sich Luitpold schon bald nach Übernahme der Regentschaft in allen Regierungsbezirken. Dazu hatten ihn seine einflussreichen Berater angehalten. Die erwünschte Wirkung beim Volk trat tatsächlich ein - was auch die zahllosen Anekdoten über den Jäger, Bergsteiger und Kunstfreund mit seinen Regentenzigarren und der nach ihm benannten Torte belegen. Postkarten und Sammelbilder machen aus ihm eine Gemütsikone; die jungen Medien Film und Fotografie zeigen den Herrscher als Garanten einer milden Ordnung und Förderer der Künste und Wissenschaften. Für die Zeitgenossen kein Widerspruch: In der Regierungszeit des greisen Herrn wird München zur Metropole des Jugendstils, blüht die Kultur der Geselligkeit auf, machen Strom- und Wasserversorgung rasante Fortschritte, wird die Pferdetram elektrisch und 1905 der Grundstein für das Deutsche Museum gelegt. 

 

 

 

 

 

Während Wilhelm II. in Berlin  Kunst- und Kulturkämpfe ausficht, sitzt Luitpold in München rufweit von Ganghofer und Thoma, Morgenstern und George, Wedekind und Heinrich Mann in "Europas Feenpalast", dem Café Luitpold. Wer die auch in Bayern immer drückendere soziale Frage ausblendet, mag in diesen Jahren die glückhafteste Periode der neueren Geschichte Bayerns sehen. Und kein anderer passt besser in jene glorifizierende Erinnerung als Luitpold: der populäre, altväterliche und gänzlich unpolitische Regent.

 

Mit seinem ältesten Sohn Ludwig, der 1913 als König Ludwig III. die Regentschaft übernimmt und 1918 mit der Errichtung der Räterepublik abgesetzt wird, endet die Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie nach 738 Jahren.

 

 

In München sind Prinzregent Luitpold zu Ehren benannt:

 

Prinzregentenstraße

Prinzregententheater

Luitpoldpark

Luitpold-Gymnasium

 

 

 

 

Textquelle: www.br-online.de